Der Verein Mensch Natur überreichte am 24. Januar 2024 dem Verband Region Stuttgart seine umfangreiche Stellungnahme gegen die Ausweisung von Vorranggebieten im Schurwald. Mit dabei waren Vertreter der Ortsgruppen aus Wäschenbeuren, Birenbach und Börtlingen-Breech, die jeweils ihre eigenen Stellungnahmen übergaben. Regionaldirektor Dr. Alexander Lahl und der leitende Technische Direktor, Thomas Kiwitt, zeigten sich freudig überrascht über das Engagement der Bürger zu den Windkraftplanungen der Region.

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Wir informierten im Vorfeld durch Veranstaltungen die Bürger über die Problematik des Windenergieausbaus für Mensch, Natur und Landschaft. Auch sehen wir eine bezahlbare und sichere Stromversorgung durch den Ausbau der Windstromerzeugung gefährdet. Eine wetterabhängige Stromproduktion und die dafür notwendige Infrastruktur zur Steuerung der Versorgung verteuert die Energieversorgung und macht sie unsicher. Deshalb haben wir in den von den Windkraftplänen betroffenen Gemeinden im östlichen Schurwald aufgerufen, zur Teilfortschreibung der Region Stuttgart Stellung zu nehmen.

Wir sehen in der Umgestaltung von Landschaft und den Naturräumen mit Solar- und Windkraftanlagen, inklusive der dafür notwendigen Infrastruktur, nichts anderes als ein Industrialisierungsprozess mit weitgehenden negativen Folgen für Menschen und Natur.

Die Fürsorgepflicht des Staates und seinen Organen zum Schutz der Gesundheit des Menschen, zum Erhalt des kulturellen Umfeldes und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, dem Erhalt von Landschaft und Natur, sehen wir mit der Umsetzung der Planungen nicht gewährleistet. Die Themen Landschaftsschutz, Artenschutz und Schutz der Kulturdenkmäler nehmen in der Stellungnahme großen Raum ein.

Hierzu haben wir in Visualisierungen mit Hilfe von Google Earth und dem Modell einer Windkraftanlage dargestellt, wie eine Bebauung der geplanten Vorranggebiete mit bis zu 300 m hohen Industrieanlagen die Landschaft in direkter Nähe zum Hohenstaufen verändern würde. In einem von uns erstellten Höhenprofil wird ersichtlich, dass die Maschinen bis zu 100 m über den Hohenstaufen ragen werden.

Aber auch auf die Folgen einer Havarie einer solchen Anlage machten unsere Vertreter aufmerksam. Die landwirtschaftlichen Betriebe wären durch den Abrieb von Mikroplastik an den Flügeln, durch das bei einem Defekt austretende Getriebeöl und durch die bei einem Brand freiwerdenden Carbonfasern in ihrer Existenz bedroht. Auch sehen sie die Lebensqualität der Anlieger durch Schall, Lärmeintrag und Schattenschlag beeinträchtigt.

Weiter wurde angeführt, dass die Windhöffigkeit im Schurwald den vom Umweltministerium vorgegebenen Mindestwert von 215 Watt pro Quadratmeter Rotorfläche nicht erfülle. Die Standorte bei Birenbach und Adelberg seien vergleichbar mit dem Standort Goldboden bei Winterbach, der in den letzten 5 Jahren den vorgegebenen Wert um bis zu 45 % unterschritten habe.

Auch waren bereits bei der letzten Teilfortschreibungen 2002 und 2015 wichtige Aspekte, weshalb die Gebiete bei Wäschenbeuren nicht weiterverfolgt wurden, der Vogelzug, das hohe Vorkommen windkraftgefährdeter Arten und das Fledermausvorkommen. Die untere Naturschutzbehörde in Göppingen, der Arbeitskreis des Landesnaturschutzverbandes (LNV) Göppingen, aber auch der LNV von Baden-Württemberg hatten das Gebiet aus diesen Gründen abgelehnt. Daher ist es für den Verein vollkommen unverständlich, warum trotz dem zahlreichen Artenvorkommen auf der Hochfläche des östlichen Schurwaldes, diese wieder in die aktuelle Planung aufgenommen wurde.

Deshalb kritisiert der Verein die planerischen Vorgaben und betont die Widersprüchlichkeit zu den Biodiversitätszielen, und auch dem Schutzgut Boden, bezüglich Vorbelastung und Schadstoffbelastung. Wir übten gegen die Planungen des Regionalverbandes grundlegende Kritik an der Abschätzung der Auswirkung von Verdichtungen und Fundamentgründungen auf den Wasser- und Bodenhaushalt, aber auch auf die klimatischen Bedingungen.

Unsere Stellungnahme besteht aus dem Anschreiben, einer ausführlichen Einwendung zum geplanten Vorranggebiet GP-02, unserer Stellungnahme zum Umweltbericht und 28 Anlagen, die ausgedruckt wurden, da sie nicht im Internet abgreifbar sind. Ansonsten ist unsere Stellungnahme gespickt mit Fußnoten und Quellen, auf die wir zu unseren Argumenten verweisen.

Zum Teil kann unsere Argumentation in unseren Beiträgen zur Offenlegung und zum Aufruf zur Stellungnahme aufgerufen werden. Es sind die Beiträge "Stellungnahmen zu den Windkraftplänen" und "Weitere Hilfestellunge zu den Stellungnahmen". Eine grundlegende Betrachtung zu dem Verfahren finden Sie im Beitrag "Die Regionalplanung für Vorranggebiete der Windindustrie ist offengelegt".

Der Verbandsdirektor Dr. Lahl und die Planer vom Verband Region Stuttgart bedankten sich für die Stellungnahmen und versprachen, jedes Argument sorgfältig zu prüfen.